MATTHIAS KÜNTZEL -Epilog: Der Mufti und die Deutschen
Meine Blickweise auf den Palästina-Konflikts zwischen 1920 und 1948 unterscheidet sich von anderen Darstellungen signifikant. Dies gilt besonders für Texte, die wie Walter Hollsteins Kein Frieden um Israel oder Helga Baumgartens Palästina: Befreiung in den Staat vorzugsweise in der Linken rezipiert worden sind. Warum wird darin so selten die Stärke der palästinensischen Fraktionen erwähnt, die sich mit den Zionisten arrangieren wollten? Warum wird noch seltener der Einfluß des Islamismus im Zuge der 1936 beginnenden Unruhen thematisiert und der Nazi-Beitrag zur Entfachung dieser Unruhen vollständig ignoriert?
Die voneinander abweichenden Betrachtungsweisen haben mit unterschiedlichen Beurteilungen des Mufti von Jerusalem, Amin el-Husseini, zu tun. Seit 1947 ist dessen Bündnis mit den Nazis belegt. In diesem Jahr veröffentlichte Simon Wiesenthal seine material- und fotoreiche Dokumentation Großmufti Großagent der Achse. Die Fotos zeigen den Mufti gemeinsam mit Hitler, Goebbels, Himmler, Eichmann und immer wieder bei den bosnischen Freiwilligen der Waffen-SS. 1988 veröffentlichte Klaus Gensicke seine Dissertation Der Mufti von Jerusalem, Amin el-Husseini, und die Nationalsozialisten, die auf einer Recherche aller einschlägigen unveröffentlichten Aktenbestände basiert. Damit war der Kenntnisstand über Ausmaß und Dimension der Nazi-Mufti-Kooperation im deutschsprachigen Raum in seither unerreichter Güte präzisiert.
Die Einflußnahme der Nazis auf die Frühgeschichte des Nahostkonflikts ist ebenso bedeutsam wie folgenreich gewesen. Zweifellos spielte die NSDAP bei der Formulierung des antisemitischen Antizionismus eine Vorreiterrolle gespielt. 1920 wurden die Protokolle der Weisen von Zion erstmals in deutscher Sprache publiziert. Alfred Rosenberg, einer der Chefideologen der NSDAP, der die Protokolle 1918 von Moskau nach Deutschland gebracht haben soll, zog schon 1921 in seinem Buch Der staatsfeindliche Zionismus die aus diesem Machwerk abgeleitete Konsequenz. Zionismus ist meistens ein Mittel für ehrgeizige Spekulanten, sich ein neues Aufmarschgebiet für Weltbewucherung zu schaffen." Adolf Hitler schloß sich dieser Position an: Die jüdische Heimstätte in Palästina" sei nichts anderes als ein staatlicher Mittelpunkt für den destruktiven Einfluß der jüdischen Interessen." ...
Meine Blickweise auf den Palästina-Konflikts zwischen 1920 und 1948 unterscheidet sich von anderen Darstellungen signifikant. Dies gilt besonders für Texte, die wie Walter Hollsteins Kein Frieden um Israel oder Helga Baumgartens Palästina: Befreiung in den Staat vorzugsweise in der Linken rezipiert worden sind. Warum wird darin so selten die Stärke der palästinensischen Fraktionen erwähnt, die sich mit den Zionisten arrangieren wollten? Warum wird noch seltener der Einfluß des Islamismus im Zuge der 1936 beginnenden Unruhen thematisiert und der Nazi-Beitrag zur Entfachung dieser Unruhen vollständig ignoriert?
Die voneinander abweichenden Betrachtungsweisen haben mit unterschiedlichen Beurteilungen des Mufti von Jerusalem, Amin el-Husseini, zu tun. Seit 1947 ist dessen Bündnis mit den Nazis belegt. In diesem Jahr veröffentlichte Simon Wiesenthal seine material- und fotoreiche Dokumentation Großmufti Großagent der Achse. Die Fotos zeigen den Mufti gemeinsam mit Hitler, Goebbels, Himmler, Eichmann und immer wieder bei den bosnischen Freiwilligen der Waffen-SS. 1988 veröffentlichte Klaus Gensicke seine Dissertation Der Mufti von Jerusalem, Amin el-Husseini, und die Nationalsozialisten, die auf einer Recherche aller einschlägigen unveröffentlichten Aktenbestände basiert. Damit war der Kenntnisstand über Ausmaß und Dimension der Nazi-Mufti-Kooperation im deutschsprachigen Raum in seither unerreichter Güte präzisiert.
Die Einflußnahme der Nazis auf die Frühgeschichte des Nahostkonflikts ist ebenso bedeutsam wie folgenreich gewesen. Zweifellos spielte die NSDAP bei der Formulierung des antisemitischen Antizionismus eine Vorreiterrolle gespielt. 1920 wurden die Protokolle der Weisen von Zion erstmals in deutscher Sprache publiziert. Alfred Rosenberg, einer der Chefideologen der NSDAP, der die Protokolle 1918 von Moskau nach Deutschland gebracht haben soll, zog schon 1921 in seinem Buch Der staatsfeindliche Zionismus die aus diesem Machwerk abgeleitete Konsequenz. Zionismus ist meistens ein Mittel für ehrgeizige Spekulanten, sich ein neues Aufmarschgebiet für Weltbewucherung zu schaffen." Adolf Hitler schloß sich dieser Position an: Die jüdische Heimstätte in Palästina" sei nichts anderes als ein staatlicher Mittelpunkt für den destruktiven Einfluß der jüdischen Interessen." ...