"Operation an libanesischer Grenze mit UNIFIL abgesprochen"
KIRIJAT SCHMONAH (inn) - Über den bewaffneten Zwischenfall an der israelisch-libanesischen Grenze, bei dem am Dienstag ein israelischer Soldat und vier Libanesen getötet wurden, gibt es weiterhin widersprüchliche Berichte.
Gemäß arabischen Darstellungen seien israelische Soldaten auf libanesisches Territorium vorgedrungen, um Spionagekameras aufzustellen. Mit höchster Genehmigung aus Beirut hätten die libanesischen Streitkräfte das Feuer auf die israelischen Soldaten eröffnet und erfolgreich ein Eindringen des Feindes zurückgeschlagen. Libanons Präsident, der ehemalige Generalstabschef Michel Suleiman, gratulierte den libanesischen Truppen zu ihrem mutigen Vorgehen.
Die israelische Seite bestreitet diese Darstellung und bezeichnet sie geradezu als Beweis dafür, dass es sich um einen geplanten Hinterhalt der libanesischen Armee mit Scharfschützen gehandelt habe. Deshalb sei der schwerste Zwischenfall entlang der Grenze seit Ende des Libanonkrieges vom Sommer 2006 "besonders ernst".
Nach israelischer Schilderung hätten Pioniere der israelischen Armee im Gebietsstreifen zwischen dem israelischen Grenzzaun und der sogenannten "blauen Linie", mit der die UNO die offizielle Grenze zwischen Libanon und Israel auf Landkarten markiert hat, Routinearbeiten ausgeführt. Angeblich wollten sie einen Baum fällen oder einen umgestürzten Baum mit einem Kran entfernen. Die Operation sei mit der UNIFIL-Friedenstruppe "vollständig koordiniert" gewesen. Nach Angaben des Befehlshabers Nord, General Gadi Eisenkot, hätten libanesische Scharfschützen das Feuer auf israelische Befehlshaber eröffnet, die nahe einer israelischen Stellung standen. Zwei von ihnen seien "getroffen worden". Ein Bataillonskommandeur, Vizegeneral Dov Harari, wurde getötet und ein weiterer hoher Offizier wurde schwer verletzt. Dies wurde kurz darauf bekannt gegeben, nachdem deren Angehörige informiert worden seien.
Die israelische Armee habe mit Artillerie, Kampfhubschraubern und Panzern das Feuer erwidert. Gemäß libanesischer Darstellung sei ein militärischer Panzerwagen getroffen worden. Zwei Soldaten wurden getötet. Ebenso wurde ein Haus im Dorf Adaissa getroffen, in dem sich zwei Journalisten aufhielten, die für Medien der Hisbollah Miliz berichten und ebenfalls getötet wurden.
"Keine Raketen auf Israel abgefeuert"
Während die Friedenstruppen der UNO die Fakten prüfen und beide Seiten zu Zurückhaltung aufgerufen haben, laufen in Jerusalem Beratungen zwischen Militärs, dem Außenministerium und anderen Stellen, um die Bedeutung dieses "sehr ernsten Zwischenfalles" einzuschätzen und eine entsprechende Reaktion zu beschließen. Israelische Sicherheitskräfte dementierten derweil Behauptungen von israelischen Ohrenzeugen aus dem Grenzgebiet, wonach auch Raketen vom Libanon in Israel eingeschlagen seien. Die israelische Bevölkerung wurde aufgerufen, ihr "normales Leben" weiterzuführen.
Israel und Libanon wollen beim UNO-Sicherheitsrat Beschwerde einreichen. Sprecher beider Länder bezichtigen die jeweils andere Seite, einer absichtlichen "Provokation".
Von: U. Sahm