Dienstag, 27. Juli 2010

Überreaktion - Die Flottille, die Fakten und die öffentliche Meinung

Überreaktion - Die Flottille, die Fakten und die öffentliche Meinung
Die Reaktionen auf den Zusammenstoß zwischen der israelischen Marine und den Aktivisten an Bord das Fähre Mavi Marmara Ende Mai haben mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt, dass eine sachliche Diskussion über das Verhalten Israels kaum noch möglich ist – zu eindeutig sind Feindbilder und Vorurteile bereits ausgereift – auch in Europa. Fakten scheinen kaum noch zu interessieren.  Ein kurzer Film-Clip des arabischen Nachrichtensenders al-Dschasira von Bord der Mavi Marmara reichte aus, um das Bild in den Köpfen der Zuschauer und der Journalisten anderer Nachrichtenagenturen fest zu zementieren: Goliath (Israel) drischt mal wieder unverhältnismäßig brutal auf David (die Palästinenser und ihre Verbündeten) ein. Der Judenstaat greift einen Hilfskonvoi an! Schließlich gab es (bedauernswerter Weise!) neun Tote auf Seiten der „Friedensaktivisten" – die Lage schien eindeutig – eine typische Überreaktion!
Taktischer Fehler
In diesem Ansturm der internationalen Empörung und Verurteilung machten die Israelis einen entscheidenden Fehler – sie hielten Filmaufnahmen stundenlang zurück, die bewiesen, dass ein Teil der Aktivisten an Bord der Mavi Marmara alles andere als friedlich, sondern vielmehr bewaffnet  war und sowohl das Lynchen als auch die Entführung israelischer Soldaten vorbereitet hatte und auch zur Tat schritt, um diesen Plan auszuführen.  Aus dem Filmmaterial ergab sich zudem, dass die israelischen Soldaten erst anfingen zu schießen, nachdem einige ihrer Kameraden mit offenen Knochenbrüchen von den „Friedensaktivisten" unter Deck geschleift worden waren und andere Aktivisten begonnen hatten, das Feuer auf die Soldaten zu eröffnen. Doch diese Fakten interessierten am Abend des 31. Mai nur noch die Wenigsten.